In die Hektik hinein entspannen – wie kann das gehen?
Immer wieder schmunzele ich mit meinen Kursteilnehmern über unser Verhalten, wenn wir in Hektik sind. Nehmen wir das Zuspätkommen: Hektische Eile in jeder Bewegung, zurücklaufen, weil das wichtige Dokument doch auf dem Küchentisch vergessen wurde, aufs Gas drücken, sich ärgern, weil die anderen Verkehrsteilnehmer heute besonders langsam fahren und ausgerechnet heute eine neue Baustelle in der Straße unseren Weg versperrt. Ankommen, außer Atem vom Rennen der letzten Meter mit schwerer Tasche und den neuen, noch zu engen Schuhen und dann kommt auch noch ein schlechtes Gewissen dazu weil man zu spät ist.
Doch mal ehrlich: Könnten wir uns nicht auch mal fragen, ob die Konsequenz unseres Zuspätkommens den Bluthochdruck lohnt der sich vielleicht schon chronisch zu manifestieren beginnt? Ist das was uns erwartet, wenn wir zu spät kommen, wirklich lebensbedrohlich? Ist es nicht eher so, dass wir als erwachsene Menschen die volle Verantwortung für unsere Entscheidungen, unser Handeln und seine Konsequenzen haben?
Wenn die Konsequenz unseres Zuspätkommens eigentlich nicht wirklich schlimm ist, dann könnten wir uns doch in das Zuspätkommen hinein entspannen. Wir sind sowieso zu spät. Genießen wir doch einfach die paar Minuten mehr die wir dadurch für uns alleine haben.
Dann können wir die aufkommende Hektik als Signal wahrnehmen, gedanklich einen Schritt neben uns zu treten, durchzuatmen und nun besonders langsam und aufmerksam unsere Vorbereitungen zu treffen, um loszugehen. Das kopflose Losrennen kann dann einer systematischen Selbstabfrage weichen, ob alles eingepackt wurde. Dem Anziehen von Jacke und Schuhen könnten wir einmal extra unsere Aufmerksamkeit schenken. Und wenn wir das Lenkrad festhalten, könnten wir auf dem Weg einmal überprüfen, mit welchem Druck unserer Hände das geschieht und dann vielleicht ein wenig loslassen. Dem schlechten Gewissen könnten wir mit aufrechtem Rückgrat begegnen: Wir sind schon groß und können für uns selbst sorgen.